Wölfe in Starnberg – zurück zur Natur

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Im April 2017 kam es im Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen zum Tod von vier Schafen, die gerissen wurden. Erst war unklar, welches Tier dafür verantwortlich ist. Nun kam heraus: Der Wolf hat sich die Schafe geholt und erobert sich die Natur zurück.

Die Geschehnisse in Sankt Heinrich

Im Münsinger Ortsteil Sankt Heinrich war die Aufregung an einem Morgen im April groß. Als ein Halter einer Gruppe Schafe nach den Tieren schauen wollte, fand er vier Kadaver auf der Weide. Die Kadaver waren mit Bissspuren versehen. Inzwischen hat das Landesamt für Umwelt feststellen können, dass der Übeltäter ein Wolf war. Um dies herauszufinden, wurden von den Bissstellen der toten Schafe Speichelspuren genommen. Diese gingen in die genetische Untersuchung.

Das Ergebnis ist deutlich und für Starnberg bedeutet dies, dass der Wolf sich in der Region niedergelassen hat und auch in Zukunft mit weiteren Angriffen auf Schafe und anderes Vieh zu rechnen ist. Es konnte sogar bereits nachverfolgt werden, woher der Wolf stammt. So lebt in den Alpen ein Rudel, dem der Wolf zugeordnet werden kann. Bisher ist man sich in Starnberg jedoch nicht sicher, ob der Wolf auf Dauer bleibt und noch in den Wäldern ist, oder ob er sich für die weitere Wanderung entschieden hat. Es ist noch gar nicht so lange her, dass in Oberammergau ein Wolf gesichtet wurde. Ob es sich um dasselbe Tier handelt, ließ sich nicht feststellen.

Video: Wölfe in Deutschland – Die wichtigsten Fragen und Antworten

Ist der Wolf eine Gefahr für Wanderer?

Unruhe macht sich in Starnberg breit zwischen den Wanderern, die gerne auch durch den Wald streifen und die Ruhe zu schätzen wissen. Während es einige Wolf-Liebhaber gibt, die gerne das Tier sehen würden, haben andere den Gedanken an die Gefahr vor Augen, die eine Begegnung mit sich bringen könnte. Grundsätzlich müssen sich jedoch keine Sorgen gemacht werden. Der Wolf selbst ist ein sehr scheues Tier, das die Nähe von Menschen nicht sucht, sondern diese meidet. Oft kann er schon lange, bevor die Menschen schließlich in seiner Nähe sind, diese riechen und sucht sich einen anderen Weg. In den letzten Jahren zeigt sich immer mehr, dass die Wölfe in Deutschland zunehmen. Angriffe hat es nicht gegeben. Wenn es dennoch soweit kommt, dass man sich einem Wolf gegenüber steht, gilt der Tipp: Keine hektischen Bewegungen. Der Wolf selbst wird sich langsam in eine andere Richtung bewegen und der Mensch kann ebenfalls den Rückzug antreten.

Schwierig wird es, wenn Menschen auf einen Wolf treffen, die sich speziell auf die Suche nach diesen Tieren machen. Oft wird hier die Vorsicht außer Acht gelassen. Das Ergebnis ist, dass diesem dem Tier folgen, es möglicherweise nervös oder aggressiv machen. Auch Fütterungsversuche werden getätigt. Es kann jedoch passieren, dass der Wolf dann seine Scheu verliert und in den Lebensraum der Menschen eindringt.

Hinweis: Wer mit einem Hund unterwegs ist und in Berührung mit einem Wolf kommt, der braucht sich zwar grundsätzlich keine Sorgen machen. Wölfe sehen Hunde als Artgenossen und haben durchaus Interesse daran, mehr über diese zu erfahren. Dennoch ist es wichtig, den Wolf zu vertreiben. Das funktioniert über lautes Rufen und Klatschen. Aggressivität gegenüber Hunden ist jedoch nicht bekannt, wenn diese nicht aggressiv werden.

Welche Sichtungen gibt es bisher in der Region?

Tatsächlich war das Reißen der Schafe nicht der erste Hinweis darauf, dass es in der Region Starnberg Wölfe gibt. Bisher konnten zwar keine Beweise erbracht werden. Immer wieder wurden jedoch Sichtungen gemeldet. Schon 2014 und 2015 gingen Meldungen ein. Auch Fotofallen wurden schon durch den Wolf ausgelöst. Oft wird davon ausgegangen, dass es in Deutschland gar keine oder nur sehr wenige Wölfe gibt. Das ist so jedoch nicht korrekt. Während es eine Zeit lang gar keine Wölfe mehr in Deutschland gab, hat sich das bereits seit 1996 wieder geändert.

Allein im Alpenraum in Deutschland und Österreich sind 40 Rudel bekannt. In Deutschland selbst wird davon ausgegangen, dass es rund 45 Rudel gibt. Auch Paare sind unterwegs. Aus den Alpen machen sich gerade junge Wölfe immer wieder auf den Weg über die Grenzen. Die Wanderungen sind ein natürlicher Vorgang, denn wenn die jungen Rüden älter werden, müssen sie ein eigenes Rudel aufbauen und suchen dafür Gebiete, in denen sie sich aufhalten können.

Video: Welt der Tiere Der Starnberger Wolf

Der Ärger der Weidetier-Besitzer

Die neue Besiedlung der Wölfe sorgt jedoch nicht nur für Freude, sondern auch für Ärger – vor allem bei den Besitzern von Weidetieren. Diese haben nun Probleme damit, ihre Tiere zu schützen. Damit der Wolf nicht mehr an die Schafherden kommt, müssten diese eingezäunt werden. Es braucht dabei einen Zaun in Höhe von wenigstens einem Meter. Ideal ist es, den Zaun unter Strom zu stellen. Das bringt jedoch hohe Kosten mit sich, die Tierhalter oft nicht tragen können. Daher fordern die Tierbesitzer nun, die Almgebiete frei von Wölfen halten zu dürfen. Wölfe stehen unter sehr strengem Schutz. Es ist verboten, diese zu jagen und zu schießen. Hohe Geldstrafen sind keine Seltenheit. Erst 2013 wurde ein Jäger verurteilt und musste eine Geldstrafe in Höhe von 3.500 Euro zahlen, weil er einen Wolf geschossen hat. Diese Strafe war noch mild. Der Verstoß gegen das Artenschutzgesetz kann bis zu 50.000 Euro kosten. Jägern kann sogar die Lizenz entzogen werden.

Darum sind Wölfe wichtig für die Natur

Es gibt Gründe dafür, dass der Wolf so stark geschützt wird. Dies hängt nicht nur damit zusammen, dass dieser in Deutschland 150 Jahre lang ausgestorben war. Auch für das Ökosystem ist er besonders wichtig. Wölfe sorgen aktiv dafür, dass das Ökosystem überhaupt im Gleichgewicht gehalten werden kann. Das Jagdverhalten der Wölfe sieht vor, dass sie vor allem kranke und alte oder sehr junge Tiere jagen. Dadurch fördern sie die Fortpflanzung der kräftigen und gesunden Tiere. Ein Wolfsrudel schafft es nur selten, die Beute komplett selbst zu fressen. Den Rest vom Kadaver lassen sie liegen. Dadurch haben die Aasfresser neue Nahrung und es bilden sich Grundlagen für Organismen, die für die Natur besonders wichtig sind. Damit kann der Wolf also aktiv den Wildbestand regulieren. Auch in Deutschland wird sich dies positiv auf die Natur auswirken. Michael Cummings

Viele Menschen sind begeistert davon, dass sich immer mehr Wildtiere, wie Wölfe und Bären, einen Lebensraum zurückerobern, der ihnen durch den Menschen genommen wurde. Diese Begeisterung ist verständlich, denn zahlreiche der Tiere wurden getötet oder vertrieben aus der Angst der Menschen heraus, dass diese ihnen oder ihrem Vieh etwas antun könnten. (#01)

Viele Menschen sind begeistert davon, dass sich immer mehr Wildtiere, wie Wölfe und Bären, einen Lebensraum zurückerobern, der ihnen durch den Menschen genommen wurde. Diese Begeisterung ist verständlich, denn zahlreiche der Tiere wurden getötet oder vertrieben aus der Angst der Menschen heraus, dass diese ihnen oder ihrem Vieh etwas antun könnten. (#01)

Die Faszination der wilden Natur

Viele Menschen sind begeistert davon, dass sich immer mehr Wildtiere, wie Wölfe und Bären, einen Lebensraum zurückerobern, der ihnen durch den Menschen genommen wurde. Diese Begeisterung ist verständlich, denn zahlreiche der Tiere wurden getötet oder vertrieben aus der Angst der Menschen heraus, dass diese ihnen oder ihrem Vieh etwas antun könnten. Ein wenig bedenklich ist dagegen der Trend, der sich herausbildet. So gibt es Reisende, die sich extra auf den Weg in die Regionen machen, wo Wölfe gesichtet wurden. Sie spazieren durch die Wälder, versuchen die Spuren zu lesen und beginnen damit, den Wolf zu jagen für ein Foto oder ein besonderes Erlebnis. Das ist nicht nur gefährlich, sondern auch für den Wolf sehr viel Stress.

Durch die zunehmenden Besucher in den Wäldern kommt es dazu, dass die Tiere gestört werden. Wer gerne Wildtiere in ihrer natürlichen Umgebung sehen möchte, der kann besser geführte Rundreisen, beispielsweise durch Afrika, über Thobareisen buchen. Die geplanten Reisen führen an Routen entlang, die zum Schutz der Tiere abseits gehalten sind. Die Guides wissen genau, wo die Wildtiere zu finden sind und können über deren Lebensraum und Verhalten informieren.


Bildnachweis:©Shutterstock-Titelbild: Michael Cummings -#01: Nadezda Murmakova

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