Handyzeiten für Kinder: Die wichtigsten Regeln

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Viele Eltern fragen sich, wie sie den Medienkonsum ihrer Kinder sinnvoll steuern können. Da auch in der Schule die Nutzung von Smartphone und Tablet im Unterricht immer wichtiger wird, sind totale Verbote wenig zielführend. Besser ist es, klare Handyzeiten für Kinder festzulegen.

Sind Handyzeiten für Kinder wirklich sinnvoll?

Der Medienkonsum von Jugendlichen und Kindern ist nicht erst seit der Erfindung des Smartphones eine vieldiskutierte Frage. Tatsächlich gab es diese Diskussionen bei Eltern, Lehrkräften, Wissenschaftlern und Politikern immer wieder. Wie viel Fernsehkonsum ist in Ordnung? Sind Comics schädlich für die Bildung? Halten Videospielkonsolen vom Lernen ab? Wie verändert der Computer die Mediennutzung?

Immer, wenn neue Technologien Einzug halten, ist der verantwortungsvolle Umgang damit ein wichtiger Punkt. Es ist für viele Eltern verstörend, wenn sie sehen, dass ihre Kinder scheinbar pausenlos auf die Bildschirme ihrer mobilen Geräte schauen.

Studien zu Handyzeiten für Kinder fallen sehr differenziert aus

Verschiedene Studien zeigen, dass sich die Art und Weise des Medienkonsums in den letzten Jahren stark verändert hat – doch Grund zur Panik gibt es nach Ansicht der meisten Fachleute nicht. So muss man bei der Handynutzung beachten, dass dieses Gerät viele Funktionen in einem vereint. Entfiel früher beispielsweise mehr Zeit auf Fernsehen und Radio, kann man diese Inhalte heute mit dem Smartphone abrufen. Eltern sollten also nicht nur beurteilen, wie lange das Kind mit dem Tablet oder Telefon hantiert, sondern was damit getan wird.

Eine Zusammenfassung der Zahlen verschiedener Studien und Erhebungen bietet das Papier „Grunddaten Jugend und Medien 2019“, in dem sowohl die Art als auch die Dauer der Mediennutzung sowie die Relevanz für Kinder und Jugendliche erfasst wurden. Dabei werden vor allem die verschiedenen Medienkanäle Fernsehen, Computer, Internet bzw. Social Media sowie die mobile Mediennutzung beleuchtet. Interessant ist zunächst der Blick auf die Ausstattung mit Geräten in den deutschen Haushalten.

Verschiedene Studien zeigen, dass sich die Art und Weise des Medienkonsums in den letzten Jahren stark verändert hat – doch Grund zur Panik gibt es nach Ansicht der meisten Fachleute nicht.

Verschiedene Studien zeigen, dass sich die Art und Weise des Medienkonsums in den letzten Jahren stark verändert hat – doch Grund zur Panik gibt es nach Ansicht der meisten Fachleute nicht.(#01)

Geräteausstattung im Haushalt (Stand: 2018, Auswahl):

  • 99 % – Smartphone
  • 98 % – Computer bzw. Laptop
  • 95 % – TV-Gerät
  • 85 % – Radio
  • 83 % – Festplatten- oder DVD-Recorder
  • 71 % – stationäre Spielkonsole
  • 67 % – Tablet-Computer
  • 53 % – tragbare Spielkonsole

Diese Zahlen zeigen, dass deutsche Haushalte flächendeckend mit Smartphone und Computer ausgestattet sind. Selbst der früher allgegenwärtige Fernseher kommt nicht auf diese Prozentwerte. Das gibt bereits einen Hinweis auf die Mediennutzung, denn hatte man früher keine Wahl als das TV-Gerät einzuschalten, wenn man eine Sendung sehen wollte, wird das nicht-lineare Fernsehen über die Nutzung von Mediatheken oder Streamingdiensten immer wichtiger. Der Trend, völlig auf ein einzelnes TV-Gerät im Wohnzimmer zu verzichten, wird mit der Weiterentwicklung mobiler Geräte (z. B. in Richtung VR-Brillen) weiter zunehmen.

Schon heute müssen sich Fernsehanstalten der Tatsache stellen, dass das lineare Fernsehen kaum noch Zukunft haben wird. Für den Medienkonsum von Kindern bedeutet das natürlich, dass man dies bei den Handyzeiten für Kinder berücksichtigen muss. Der ureigene Zweck des Mobiltelefons – nämlich das Telefonieren – spielt für die meisten Kids dagegen kaum eine Rolle. Text- und Sprachnachrichten sowie die Kommunikation über Soziale Netzwerke haben die Notwendigkeit zum Telefonieren immer weiter reduziert.

Die Frage nach der Nutzungsdauer audiovisueller Medien pro Tag zeigt deutliche Unterschiede zwischen der Gesamtbevölkerung (ab 10 Jahren) und der spezifischen Zielgruppe der 14- bis 19-jährigen Nutzer. Während die Gesamtbevölkerung rund 179 Minuten täglich das Fernsehen nutzt, sind es bei der Teenager-Zielgruppe nur 112 Minuten. Beim Radio beträgt das Verhältnis 181 zu 90 Minuten und bei AV-Medien insgesamt (inkl. PC) 440 zu 332 Minuten.

Diese Werte zeigen, dass die wahrgenommenen Nutzungzeiten bei Teenagern oft nicht zwangsläufig mit der Realität übereinstimmt. Auch der angebliche Rückgang beim Lesen kann nicht ohne Weiteres bestätigt werden. Während 25 Prozent der Gesamtbevölkerung angeben, täglich zu lesen, sind es bei den 15- bis 19-Jährigen immerhin 18 Prozent. Fragt man, wer mindestens einmal pro Woche liest, sind es bei der Teenager-Gruppe 28 Prozent, bei der Gesamtbevölkerung hingegen nur 25 Prozent. Nur sieben Prozent der Befragten geben in beiden Gruppen an, nie zu einem Buch zu greifen.

Die Zahlen der Studie zum Nutzungsverhalten beim Medienkonsum mögen die Angst bei vielen Eltern entkräften, dass ihre Kinder zu Smarphone-Zombies (auch „Smombies“ gennant) verkommen.

Die Zahlen der Studie zum Nutzungsverhalten beim Medienkonsum mögen die Angst bei vielen Eltern entkräften, dass ihre Kinder zu Smarphone-Zombies (auch „Smombies“ gennant) verkommen.(#02)

Trotz beruhigender Zahlen zu Nutzungszeiten können Handyzeiten für Kinder Sinn machen

Die Zahlen der Studie zum Nutzungsverhalten beim Medienkonsum mögen die Angst bei vielen Eltern entkräften, dass ihre Kinder zu Smarphone-Zombies (auch „Smombies“ gennant) verkommen. Dennoch empfehlen Experten, dass Eltern auf einen verantwortungsvollen Umgang mit den Medien achten – unabhängig vom Endgerät, auf dem diese konsumiert werden. Nicht zuletzt spielt auch das Vorbildverhalten der Erwachsenen eine große Rolle.

Wachsen Kinder damit auf, dass Eltern sie mit dem Handy in der Hand erziehen und am Spielplatz immer selbst auf den Bildschirm schauen, während der Nachwuchs im Sandkasten spielt, führt das in der Wahrnehmung des Kindes zu einer entsprechenden Prägung. Wer also Nutzungszeiten für sein Kind durchsetzen und kontrollieren möchte, sollte sich dessen bewusst sein, dass ein schlechtes Vorbild zu Nachahmungsverhalten führen kann.

Insbesondere bei kleinen Kindern sind Handyzeiten aber durchaus sinnvoll, um eine gute Balance zwischen Medienkompetenz und anderen Aspekten des täglichen Lebens zu wahren.Obwohl Medienkonsum wie Lesen oder auch das Ansehen lehrreicher Inhalte in Form von Videos dem Lernerfolg des Kindes zum Wachsen verhelfen kann, ist der Medienkonsum nur ein Teil der eigentlichen Handynutzung. Soziale Netzwerke und Interaktion mit anderen Kindern und Jugendlichen ist zunächst eine gute Sache, denn sie wirkt der oft vordergründig wahrgenommenen Vereinsamung der auf den Bildschirm starrenden Kinder entgegen.

Aber einer kanadischen Studie zufolge führen mehr als zwei Stunden Spielen am Handy oder Computer dazu, dass Kids schlechter lernen. Eine Begrenzung der Handyzeiten bei Kindern macht demnach absolut Sinn, wenngleich platte Verbote insbesondere von älteren Kindern und Jugendlichen oft ignoriert werden.

Zur Nutzung eines Handys bzw. Tablets gibt es viele Empfehlungen von Fachleuten.

Zur Nutzung eines Handys bzw. Tablets gibt es viele Empfehlungen von Fachleuten.(#03)

Wie regelt man Handyzeiten bei verschiedenen Altersgruppen?

Zur Nutzung eines Handys bzw. Tablets gibt es viele Empfehlungen von Fachleuten. Viele Faktoren wollen dabei berücksichtigt sein. Bevor ein solches Gerät angeschafft wird, sollten die Eltern sicher sein, dass ihr Kind kompetent mit den Inhalten umgehen kann. Dazu zählt unter anderem der Umgang mit persönlichen Daten und mit dem Taschengeld.

Nur dann kann ein Kind ermessen, mit welchen Kosten ein Smartphone tatsächlich verbunden ist. Manche Anbieter haben spezielle Familien- und Kids-Tarife im Angebot. Um den Kindern die Kosten vor Augen zu führen, kann man mit ihnen beispielsweise die besten Handytarife bei Verivox vergleichen. Pädagogen empfehlen zudem konkrete Handyzeiten für Kinder – die Formel „Lebensalter mal zehn Minuten“ hat sich bewährt, ist aber im Einzelfall schwer zu kontrollieren und durchzusetzen. Abzuraten ist den Fachleuten zufolge übrigens von unreflektierten Verboten, da diese insbesondere bei Teenagern nur zu Ablehnung führen.

Da sich diese Kids kaum noch kontrollieren lassen, hilft im Extremfall die Beschlagnahme des Handys durch die Eltern. Doch das kann allenfalls eine kurzfristige Lösung sein, da man sein Kind schnell zum Außenseiter in der Schule macht. Dialog statt Strafe und Schimpfen sollte immer an erster Stelle stehen, so die Empfehlung. Wer die Handyzeiten seiner Kinder verbindlich regeln möchte, sollte überdies dazu bereit sein, selbst auf sein Smartphone zu verzichten.

Für Kinder ist es nachvollziehbarer, wenn auch die Eltern an bestimmten Tagen Handyzeiten einhalten und auf die Geräte verzichten. Als Alternative zu Handyzeiten für Kinder und andere Familienangehörige kann man übrigens auch handyfreie Zonen festlegen – etwa beim Essen oder dem gemeinsamen Fernsehabend. Wichtig ist allerdings, dass sich dann auch wirklich alle daran halten.

Insbesondere bei kleinen Kindern sind Handyzeiten aber durchaus sinnvoll, um eine gute Balance zwischen Medienkompetenz und anderen Aspekten des täglichen Lebens zu wahren.

Insbesondere bei kleinen Kindern sind Handyzeiten aber durchaus sinnvoll, um eine gute Balance zwischen Medienkompetenz und anderen Aspekten des täglichen Lebens zu wahren.(#04)

Software zur Kontrolle von Handyzeiten für Kinder

Es gibt sowohl für Android als auch für iOS und alle anderen gängigen Betriebssysteme kostenlose und kostenpflichtige Apps, die es Eltern ermöglichen, Handyzeiten für ihre Kinder festzulegen. Je nach Ausführung arbeiten diese Apps auf Basis der Freiwilligkeit oder mit direktem Zwang mit automatischer Kindersicherung. So gibt es Programme, die nach einer bestimmten Nutzungszeit dem Kind eine Pause empfehlen.

Dies ist hilfreich, wenn die Kinder generell Handyzeiten akzeptieren, aber im Alltag immer wieder die Zeit vergessen. Ignorieren sie die Empfehlungen allerdings, sind Apps mit automatischer oder (durch die Eltern) ferngesteuerter Handysperre verfügbar. Diese Sanktionen für kleine Kinder sind leichter zu kontrollieren als bei Jugendlichen, die mit ihrem Handy oft besser umgehen können als die Eltern und wissen, wie sie eine solche Kindersicherung austricksen können.

Als Argumentationshilfe kann es jedoch sinnvoll sein, Apps zu verwenden, die den Eltern Zahlen zum Nutzungsverhalten ihrer Kinder per E-Mail übermitteln.

Fazit: Handyzeiten für Kinder bedeuten Regeln für alle Beteiligten

Die Begrenzung von Handyzeiten für Kinder sollte insbesondere bei älteren Kindern Bestandteil eines umfassenden Erziehungskonzepts sein. Nicht nachvollziehbare Verbote und inkonsequentes Verhalten der Eltern bei der eigenen Mediennutzung sind kontraproduktiv. Kontroll-Apps, mit der Handyzeiten für Kinder definiert werden können, sind manchmal sinnvoll, bedeuten aber immer auch einen Mangel an Vertrauen.

Wichtiger als die Beschneidung der Handyzeiten ist für Kinder jedoch nach Expertenansicht eine Vertiefung der Medienkompetenz, denn wenn der Nachwuchs verantwortlich mit den Inhalten umgeht, ist die Zeitdauer (wie bei allen anderen Medien wie TV, Buch oder Videospiel) zweitrangig.


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