Wettmanipulation: Fälle von Wettbetrug bei Tennisturnieren

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Die Debatte um verschobene Matches hält an. Wettmanipulation im Tennis scheint bei vielen kleinen Turnieren Alltag zu sein. Was bedeutet das für Sportwetten-Fans?

Wettmanipulation: Betrug am Sport und seine Konsequenzen

Die „Tennis Integrity Unit“ schlägt Alarm: Im Profitennis sollen viele Begegnungen nicht fair abgelaufen sein. Vorwurf: Wettmanipulation im großen Stil. Die 2008 gegründete unabhängige Anti-Korruptions-Einheit der Tennis-Weltverbände hat laut „Rheinischer Post“ seit 2010 mindestens 18 Verfahren abgeschlossen. Fünf Spieler und ein Offizieller wurden lebenslang gesperrt.

Video: Falsches Spiel: Wettmanipulation im Tennis Sport Inside

Wettmanipulation und Folgen für Tipper

Jetzt haben Ermittler offenbar erneut diverse Unregelmäßigkeiten aufgedeckt: Die TIU spricht von einem „Tsunami“ an Regelverstößen, sieht Wettmanipulation am Werk. Betroffen sind vor allem kleine Turniere mit wenig Preisgeld. Bei den Verdächtigen handelt es sich meist um Tennisspieler unterhalb der Top 100. Trotzdem: Auch hier tippen Sportwetten-Fans auf Tennismatches und versuchen ihr Glück bevorzugt im Internet. Bis jetzt noch. Eine Auswirkung der Betrugsvorwürfe könnte sein, dass es zu Umsatzrückgängen im Markt der Sportwetten kommt.

Milliardenbranche Sportwetten

Aktuell boomt die Branche. Es ist unglaublich viel Geld im Spiel. Der weltweite Umsatz beträgt nach Informationen von „BBC Sport“ zwischen 700 Milliarden und einer Billionen US-Dollar. Kein Wunder, dass auch auf wenig bekannte Matches und Tennisspieler getippt wird. Diese Zielgruppe an Spielern ist bei der Wettmafia besonders beliebt. Denn wer nicht zu den Top 100 gehört, verdient entsprechend weniger und ist für eine Wettmanipulation anfälliger.

Wettmanipulation: Die Syndikate im Hintergrund

Wer kauft diese Tennisspieler? In der Regel stecken ganze Wettsyndikate dahinter, bevorzugt aus dem russischen und asiatischen Raum. Es sind Gruppen, die sich zusammengeschlossen haben, um Einfluss auf Ergebnisse bei Sportveranstaltungen zu nehmen. Natürlich, um selbst auf den „richtigen“ Sieger zu tippen und hohe Wettgewinne einzustreichen. Wettbetrug nachzuweisen, ist nicht immer einfach. Angesichts unzähliger Wettangebote auf Spiele in der ganzen Welt (etwa 70 Prozent sind Fußballwetten) kann es schnell unübersichtlich werden.

 

Wettmanipulation als Recherchethema: „In jeder Liga gibt es Dunkelziffer an gekauften Spielen“

Dazu Investigativ-Journalist Declan Hill im Dezember 2017 zur „Mallorca-Zeitung“: „Klar, es gibt eine Menge saubere Fußballspiele. Aber man darf nicht vernachlässigen, dass es in jeder Liga eine gewisse Dunkelziffer an gekauften Partien gibt.“

Das Ausmaß der Wettmanipulation wird an folgender Aussage des Ermittlers deutlich: „In Asien gibt es einen gigantischen Markt an Wetten auf europäische Ligen. Dieser lässt sich auf mehrere Milliarden Euro beziffern. Eine Firma wie Adidas hat einen Jahresumsatz von 20 Milliarden Euro. Ein einziges Wettbüro in Manila kommt auf 50 Milliarden Euro.“

Anzeichen für einen seriösen Wettanbieter:

  • verfügt über mindestens eine gültige Wettlizenz (auf Lizenznummer achten und recherchieren, ob diese noch gültig ist)
  • prüfen, wie lange der Anbieter schon am Markt ist
  • hat eventuell Kooperationen mit Sportvereinen und steht so im Fokus der Öffentlichkeit
  • schnelle unbürokratische Auszahlung von Gewinnen
  • Anbieter mit Lizenzen aus Malta oder Gibraltar sind nicht unbedingt unseriös, verfügen aber über keine deutsche Lizenz (aktuelle rechtliche Grauzone)
  • Egal, ob seriös oder nicht: Bei jedem Wettanbieter können Spieler Geld verlieren

 

Wettmanipulation und Sportwetten: Problematisches Spiel mit dem Glück

Die Dimension der Wettmanipulation unterstreicht: Sportwetten sind in jeder Hinsicht riskant. Nicht nur wegen manipulierter Tennis- oder Fußballmatches, sondern weil jeder Tipp den Verlust des Gewinneinsatzes zur Folge haben kann und den Spieler erneut zum Wetten animiert. Die Gefahr der Spielsucht ist dann real. In Deutschland leben bereits etwa 500.000 Spielsüchtige und das unkomplizierte Tippen via Smartphone ist verführerisch.

Unzählige Anbieter mit Lizenzen aus Gibraltar oder Malta sind außerdem im Markt der Online-Sportwetten aktiv und buhlen um neue Spieler. Kurios: Eigentlich sind solche Sportwetten ohne deutsche Lizenz illegal. Aber weil die Bundesländer sich bis jetzt nicht auf einen neuen Glücksspielstaatsvertrag einigen konnten, existiert eine juristische Grauzone. Deutsches Recht geht in diesem Fall nicht mit Europarecht konform. Als Folge passiert erstmal gar nichts. Einige Länder wünschen zwar eine schnelle Verschärfung der Glücksspielregeln. Andere treten auf die Bremse und versprechen sich durch eine Liberalisierung eventuell Vorteile.

 

Die Zukunft der Online-Sportwetten in Deutschland

Allerdings: Das ist nicht zu erwarten. Gesundheits- und Jugendschutz gehen auch im gültigen Staatsvertrag vor. Der Gesetzgeber entzieht heute schon Konzessionen für Spielhallen. In allen Bundesländern schließen reihenweise die Betriebe. Wichtige Begründung für Schließungen ist häufig der zu geringe Abstand zwischen Spielhallen und Schulen beziehungsweise anderen Jugendeinrichtungen. Ähnliches ist für den Markt der Online-Sportwetten zu erwarten. Diese Internet-Firmen lassen sich zwar schwerer regulieren, aber die Zukunft der Anbieter mit ausländischen Lizenzen ist offen. Wer überleben wird, ist ungewiss.

Wettmanipulation: Große Wettanbieter haben aus wirtschaftlichen Gründen Interesse an Kooperation

Auch viele Wettanbieter wünschen sich Rechtssicherheit und möchten nicht in einen Topf mit Wettmanipulation oder einer Wettmafia geworfen werden. Diverse Veranstalter von Online-Sportwetten sind an der Börse notiert und werden von Rating-Agenturen durchleuchtet. Diese Wettunternehmen möchten auf der einen Seite natürlich maximalen Profit erzielen, versuchen aber trotzdem seriös zu wirken. Auch in Fragen des Spielerschutzes gibt es seitens der Anbieter einen pragmatischen Wunsch zur Kooperation: Denn spielsüchtige Menschen sind in der Regel schnell pleite und können schon deshalb kaum noch einen Tipp wagen.

Genauso beim Thema Wettmanipulation: Eigentlich kann es nicht im Interesse seriöser Wettanbieter sein, manipulierte Fußballspiele oder Tennismatches anzubieten. Auffälliges Wettverhalten sollte deshalb von Veranstaltern aufmerksam registriert, überprüft und gemeldet werden. Während es beim Tennis die schon erwähnte „Tennis Integrity Unit“ ist, hat der Fußball ein sogenanntes Frühwarnsystem: Das Early-Warning-System der FIFA (EWS), das bei einer möglichen Wettmanipulation aktiv wird und Ermittlungen einleitet. Verdachtsmomente sind unüblich hohe Wetteinsätze. Ziel aller Bemühungen: Den Sport frei von Wettmanipulation oder ähnlichen Gaunereien zu halten. Das EWS wie die TIU sind weltweit aktiv und überwachen im Rahmen ihrer Möglichkeiten Wetteinsätze aller Art.

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