#MUHBOOT: Kuh am Rhein oder Elefant im Porzellanladen?

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#MUHBOOT: Seit kurzer Zeit schippert ein besonders skurriler Kahn über den Rhein. Er ist strikt violett gehalten, hat eine riesige Galionsfigur, verspricht allerhand Gaumenfreuden mitzubringen und hört auf den lautmalerischen Namen „#Muhboot“. Bevor die Frage kommt: Nein, die Nervenheilanstalten in der Umgebung vermissen keine Insassen, es handelt sich lediglich um einen Werbefeldzug von „Milka“. In nächster Zeit soll besagtes Boot von Nord nach Süd durch Deutschland schippern und dabei Pröbchen verteilen und Unterhaltung bieten. Das hätte sich der Baselaner Herbert Leupin nicht träumen lassen, dass die Nachfahren des Simmentaler Höhenfleckviehs Adelheid einmal auf lila Kähnen den Rhein entlang geschippert werden.

#MUHBOOT: viel Promo, viel heiße Luft, wenig Schoko

Man sollte doch meinen, dass zumindest der Teil mit den Pröbchen ein machbares Unterfangen ist, wenn man Milka heißt. Aber nein, schon an dieser Stelle scheiterte die Aktion. Statt den eigentlich geplanten (und online gezeigten) Promo-Tüten mit allerhand Kram, gab es nur einzeln eingeschweißte, halb geschmolzene Toffees und winzige Schokoladenstücke. Natürlich pro Person erstmal nur eines davon. Eis war laut Aussage eines Mitarbeiters geplant, da gab es aber Probleme mit dem Lieferanten. Was blieb war heiße Luft, im wahrsten Sinne des Wortes. Aber dazu später mehr.

Das #MUHBOOT am Mainzer Strand

Hat es denn dann wenigstens mit der Unterhaltung geklappt? Eher nicht. Neben dem Muhboot gab es noch einen kleinen Stand am Mainzer Strand. Dort gab es außer einem kleinen Geschicklichkeitsspiel (ein „Heißer Draht“) jedoch nichts, was in irgendeiner Form zur Unterhaltung getaugt hätte. Auf dem Boot selbst gab es auch nicht viel zu sehen, VOM Boot übrigens auch nicht.

VIP-only: jähes Ende der Customer-Journey

Erst schipperte es die Gewinner eines Gewinnspiels über eine Stunde lang herum, dann durften für ca. 5-10 Minuten ein paar Besucher aufs Schiff, dann legte es wieder für fast eine Stunde ab und drehte mit einer anderen Gruppe seine Runden. Als es hiernach dann endlich wieder auftauchte, schlug das Fernsehen auf und das Schiff legte erneut ab. Als „einfacher“ Konsument fühlte man sich irgendwie ausgeschlossen und unwichtig.

Der normale Besucher musste schon enormes Glück haben, um mal einen kurzen Blick in das innere des Bootes werfen zu können. Besucher, die während der langen Wartezeiten von Teils über einer Stunde am Anleger standen und auf die Rückkehr des Bootes warteten, bekamen dann auch mal 2-3 kleine, einzeln eingeschweißte Schokoladenstückchen… Ganz großes Tennis.

#muhboot: Milka auf großer Fahrt in Mainz.

Die ganz wunderbare Alpenlounge auf dem #MUHBOOT

Hatte man das nun endlich geschafft, stellte sich schnell Unterwältigung ein. Es gab die Möglichkeit auf dem Oberdeck in der „Alpenlounge“ ein Foto von sich schießen zu lassen. Klingt ja erst einmal recht spaßig, doch wenn man diese Lounge dann so platziert, dass der eigentliche Gegenstand des Interesses (Die übergroße Kuh) nicht mit im Bild ist, dann kann man sich die Mühe auch gleich sparen.

Die Alpenlounge auf dem #muhboot.

Unter Deck sollte es dann allerhand Beschäftigungen geben, die für die Kleinen interessant sein sollten. So gab es kleine Ausmalbildchen vom #MUHBOOT und ein paar Buntstifte. Damit die Erwachsenen auch etwas zu tun haben, wurde gegenüber noch eine Pinnwand installiert, an der man Dankesnachrichten hinterlassen konnte. Dieser Teil der Veranstaltung hätte durchaus funktionieren können, aber wenn die Besucher nur ein paar Minuten Zeit auf dem Schiff haben kann das Konzept naheliegenderweise nicht zünden.

Die weltbeste Eventagentur… oder der billigste Bieter.

Bezeichnend war auch der Kommentar einer Besucherin: „Ihr bleibt hier ernsthaft freiwillig drinnen?“ verlautbarte sie, als sie sich aufmachte das Boot wieder zu verlassen. Und hier komme ich auf die oben erwähnte heiße Luft zurück. Denn man hatte es natürlich versäumt eine Klimaanlage zu installieren.

  • In einem engen Raum, in dem man größere Menschenmengen erwartet.
  • Bei sommerlichen Temperaturen.
  • Mit Schokolade im Gepäck.

Um den Artikel aber nicht auf einer negativen Note enden zu lassen: Die Crew und allgemein die Mitarbeiter waren ausgesprochen nett und versuchten das Beste aus der Situation zu machen. Die Besucher, die es dann aufs Boot schafften, wurden immerhin auch alle persönlich per Handschlag begrüßt.

In diesem Sinne: Viel Mist gebaut, aber vielleicht läuft’s ja beim nächsten Anleger etwas runder. Mein lila Herz hat einen kleinen Knacks erhalten. Mal schauen, ob ich nächste Ostern wieder einen lila Hasen essen mag.

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